Wenn du ein Oszilloskop kaufen willst, steht immer anfangs die Frage nach dem geplanten Einsatz. Das heißt für dich: Wofür brauchst du es? Was willst du damit messen? Steht es stationär an einem Arbeitsplatz oder benötigst du es unterwegs? Einige immens wichtige Faktoren beim Kauf eines Oszilloskops sind die Bandbreite, die Abtastrate, die Anzahl der verfügbaren Kanäle, Messgenauigkeit sowie die Speichertiefe. Doch was bedeuten diese Angaben genau? Wir vom Oszilloskop Berater erklären dir, worauf du definitiv achten solltest beim Oszilloskop kaufen:
1. Analoges vs. digitales Oszilloskop?
Analoge Geräte werden von digitalen Speicheroszilloskopen abgelöst. Aus dem Grund solltest du dir besonders bewusst machen, was dein Ziel ist. Die digitalen Oszilloskope weisen inzwischen einen erhöhten Funktionsumfang sowie kleinere Displays auf und können zudem unkompliziert unterwegs eingesetzt werden. Die Darstellung mehrerer Signale gleichzeitig ist ebenso mühelos möglich. Wir haben dir in einem extra Artikel dir Unterschiede zwischen analogem und digitalem Oszilloskop dargestellt.
2. Bandbreite
Eine der grundlegendsten Größen, auf die du beim Oszilloskop kaufen achten solltest. Die Bandbreite bestimmt die maximale Frequenz aller Komponenten eines analogen Signals, die für das Gerät maximal erfassbar sind. Bedenke: Nicht immer ist die höchste Bandbreite die beste Wahl – hier muss von Anwendungsfall zu Anwendungsfall entschieden werden (wie bei der Wahl von passenden Tastköpfen). Denn zu hohe Bandbreiten können auch den Störpegel und das Rauschen erhöhen (weil du damit auch viel mehr störende und verfälschende Signalanteile von außerhalb mit erfasst) bzw. die Genauigkeit und Auflösung verringern. Grundsätzlich gilt: Die Bandbreite sollte mindestens doppelt so groß wie die maximale Frequenz des verlaufenden Signals sein. Besonders für hochfrequente Signale ist eine hohe Bandbreite notwendig, um zuverlässige Messungen zu gewährleisten und verzerrte Signale zu verhindern.
Tipp: Mit DSP hast du die Möglichkeit, verschiedene Bandbreiten auszuwählen und somit an deine aktuelle Schaltung anzupassen. Somit unterdrückst du gezielt störende Nebensignale und Rauschanteile.
3. Eingangskanäle
Beim Oszilloskop kaufen ist die Flexibilität und Genauigkeit der Kanäle sehr entscheidend. Hier steht die Wahl zwischen analogem oder digitalem Eingang (ein digitaler Eingang kann nur den Zustand erfassen – über einen vorgegebenen Schwellwert wird eine 0 oder 1 ausgegeben). Mit speziellen isolierten Eingängen kannst du bei Messungen an Stromversorgungen Kurzschlüsse vermeiden.
Natürlich solltest du auch im Vorfeld überlegen, wie viele Signale du eigentlich messen willst. Oszilloskope verfügen über einen bis vier Kanäle für das Eingangssignal, sodass du gegebenenfalls bis zu vier Messungen zeitgleich darstellen und vergleichen kannst.
4. Eingangsimpedanz
Dieser Wert entspricht dem Widerstand. Ein Oszilloskop hat üblicherweise den Eingangswiderstand 1 M-Ohm oder 50 Ohm, um den Messpunkt (<< 1 MΩ) nur wenig zu belasten. Durch Vorschalten eines Tastkopfes kann dieser Eingangswiderstand auf 10 M-Ohm oder mehr erhöht werden. Den Eingangswiderstand solltest du auf deine Bandbreite und Tastköpfe abstimmen.
5. Abtastrate
Die Abtastrate ist ein weiterer wichtiger Punkt, wenn du ein Oszilloskop kaufen möchtest. Sie bestimmt maßgeblich die Auflösung und die Genauigkeit der Messung – denn sie legt fest, wie viele Details der Linien und Wellenform durch dein Oszilloskop aufgenommen und gespeichert werden können. Dazu musst du wissen, dass die Wellenform aus einzelnen Samplepunkten besteht. Je mehr Punkte die Welle hat, desto genauer und feiner kann sie angezeigt werden. Das ist ungefähr vergleichbar mit der Auflösung eines Bildes: je mehr Pixel ein Bild besitzt, desto konkreter und schärfer werden Details abgebildet.
Wir empfehlen: mindestens 5 mal so hohe Abstastrate im Vergleich zur Eingangfrequenz. Beispiel: 1GHz Bandbreite erfordert 5 Gigasamples Abstastrate!
6. Speichertiefe
Das Oszilloskop speichert die erfassten Signale bis dessen Speicher vollständig gefüllt ist. Genau dieser dafür benötigte Platz wird durch die Speichertiefe definiert. Sie gibt also die Anzahl der speicherbaren Punkte bei einer vollständigen Signalaufzeichung an. Je höher die Speichertiefe desto größer der Umfang und die Dauer der Signalaufzeichnung.
7. Kurvennavigation & Zoom
Eine exakte und komfortable Kurvennavigation ermöglicht es dir, dich an dem gespeicherten Graphen entlang zu bewegen, deinen Bildausschnitt horizontal und vertikal zu skalieren und dir den passenden, zu analysieren Ausschnitt herauszusuchen. Und gerade bei großen Speichertiefen und sehr umfangreichen Wellenformen ist ein Zoom unabdingbar für eine genaue Auswertung. Beim Oszilloskop kaufen solltest du auf eine komfortabel steuerbare Navigation und einen leistungsfähigen Zoom achten.
8. Automatische Messfunktionen
Dabei handelt es sich um diverse Komfortfunktionen, um den Graphen zu analysieren – wie z.B. Amplitudenmessungen, zeitliche Messungen, Ansteigszeiten, Periodendauer etc. Wähle dir die passende Messfunktion aus und lies das Ergebnis ab.
9. Tastköpfe
Tastköpfe entnehmen dem Messobjekt die gewünschten Werte, zB. Spannung, Strom oder optische Signale. Für gewöhnlich bietet der Lieferumfang eines Oszilloskops mindestens einen Tastkopf, besser noch zwei. So erhältst du direkt die Probes, die du benötigst und die für das Oszilloskop angemessen sind, und musst nicht extra nach geeigneten Tastköpfen für deine Messabsicht suchen.
- Beachte beim Kauf von Tastköpfen, dass sie die Messsignale so wenig wie möglich beeinflussen (aktive Tastköpfe verändern die Spannungen beispielsweise weniger stark wie passive – kosten in der Regel aber auch mehr)
- Digitale Tastköpfe sind bei parallelen Bus einzusetzen (können mehrere Kanäle abzutasten)
- Wir raten dir generell zu kompatiblen Systemtastköpfen, welche zusammen mit dem System kalibriert sind, vom Oszilloskop direkt erkannt werden und besondere Funktionen ermöglichen.
- Es gibt unterschiedliche Arten von Tastköpfeen: Hand-Tastköpfe mit manueller Halterung, Einlöt-Tastköpfe (zum Anlöten an die Signalquelle), etc.
Komplett auf alle Eigenheiten von Tastköpfen einzugehen würde diese Einkaufs-Checkliste sprengen. Deswegen verweisen wir an dieser Stelle auf unseren speziellen Berater über Tastköpfe.
10. Triggerung
Triggern heißt, dass du die Signalerfassung zu vordefinierten Zeitpunkten starten kannst (zB. bei bestimmten Ereignissen). Natürlich musst du wissen, was du genau suchen willst und welche Ereignisse dein Oszilloskop triggern kann. Die Triggerung selbst erfolgt in Echtzeit (analog) und veranlasst dann die Erfassung.
Es gibt Hardware und Software-Trigger als auch Sondformen wie „Visual Triggerung“: Bei dieser Variante kannst du beispielsweise selbstdefinierte Bereiche über den Graphen legen und diese als Sperr- bzw. Durchgangszone definieren. Der Trigger springt in diesem Fall nur an, wenn das Signal mit den von dir vorgegebenen Bereichen interagiert (sie durchläuft oder sie nicht passiert – je nach Einstellungen).
11. Applikationssupport
Einige Hersteller bieten auch auf bestimmte Anwendungsfälle spezialisierte Softwarepakete, welche dir den kompletten Prozess (Messungen, Analyse, Report) recht einfach gestalten.
Dafür musst du natürlich vorm Oszilloskop kaufen wissen, was du in welchen Zusammenhang messen und erfassen möchtest.
12. Einfache Bedienung
Gerade bei intensiver Nutzung des Gerätes wirst du eine gute Benutzerführung und intuitive Bedienung schnell zu schätzen wissen. Da solche Qualitäten nicht aus der technischen Beschreibung der Herstellers ersichtlich sind, helfen dir hier unsere genauen Tests und Produktvorstellungen. Wichtig ist unter anderem:
- Eingänge grafische Menüführung, komfortable Funktionen
- Einstellungen sind speicherbar
- Gute Autosetfunktionen
- einfache und intuitive Auswahlfunktionen im Kontextmenü via Rechtsklick
- Dashboard möglich: damit kannst du Funktionen und Auswertungen individuell in einer eigenen, personalisierten Oberfläche zusammenstellen.
- interaktive Onlinehilfe
13. Konnektivität
Sicherlich benötigt dein Oszilloskop auch entsprechende Anschlussmöglichkeiten. Auch hier hängen die Anforderungen natürlich von deinem Einsatzgebiet ab. Folgende Dinge solltest du prüfen:
- Steckplatz für Speicherkarte
- USB-Port
- GPIB
- Grafikkartenanschluss zum Verbindung mit einem externen Monitor
- Druckeranschluss für direkte Ausdrucke
- Programmierschnittstelle
- Datentransfer nach MS-Excel oder Word zur Auswertung
- LabView für detaillierte Analyse
14. Weiterer Lieferumfang
Des Weiteren ist die Lieferung eines Verbindungskabels (meist USB) und entsprechender Treiber vorteilhaft, sodass du das Gerät mit deinem PC verbinden, gegebenenfalls – bei mobilen Geräten – den Akku aufladen und die Messungen am PC dokumentieren kannst. Dafür ist natürlich auch eine entsprechende PC-Software empfehlenswert. Sicherlich liegt die nicht jedem Oszilloskop bei, ist aber bei manchen Herstellern eine nette Dreingabe.
Abgesehen davon gehört eine gedruckte Bedienungsanleitung kaum noch zum Lieferumfang. Inzwischen steigen manche Hersteller auf PDF-Dokumente um, sodass die Anleitung stets aktuell vorliegt, wenngleich auch meist nur in englisch. Gerade bei so technischen und komplexen Themen sollten Laien sich diesbezüglich vorab informieren oder unsere Tests lesen. Dazu zählt optimalerweise auch eine Beschreibung der Schnittstellenbefehle mit Beispielanwendungen für den schnellen Einstieg.
Gut für dich ist es auch, wenn der Hersteller ein Set von Tastköpfen für jeden Kanal beilegt, die auch der analogen Bandbreite des Oszilloskops entsprechen. So kannst du sofort loslegen.
Bei batteriebetriebenen Geräten solltest du darauf achten dass der Lieferung ein Akkupack bzw. Ersatzpack beiliegt oder du entsprechende Batterien vorrätig hast. Nützlich ist immer auch ein externes Ladegerät.
15. Display
Für das Display richten sich die Ansprüche grundsätzlich danach, was du bevorzugst. Digitale Speicheroszilloskope gibt es mittlerweile im praktischen Taschenformat, wohingegen analoge Geräte ein entsprechend großes Display aufgrund der verwendeten Kathodenstrahlröhre aufweist. Generell gilt: Wer mobile Geräte sucht und mit Smartphones kein Problem hat, wird mit modernen Oszilloskopen sicher glücklich. Ein Bildschirm, der verschiedene Signale in unterschiedlichen Farben (üblicherweise ~65k) darstellen kann, offenbart sich zudem grundsätzlich als vorteilhaft.
Unsere Empfehlungen
Wir haben dir im Folgenden aus unseren ausführlichen Produktvorstellungen drei empfehlenswerte Oszilloskope zusammengestellt – für jedes Projekt:
- Für Elektronik-Bastler und kleine Reparaturen
- Bandbreite: 20MHz
- Displaygröße: -
- Vertikale Skalierung: 20mV – 5V/div (x1 Tastkopf), 200mV – 50V/div (x10 Tastkopf), 2V – 500V/div (x100 Tastkopf), 20V ~ 5KV/div (x1000 Tastkopf)
- Eingangsimpedanz: 1 Mega-Ohm
- Abtastrate:bis 48MSa/s
- Gewicht: ca. 780g
- Das funktionsreiche Oszilloskop für Heimanwender
- Bandbreite: 200MHz
- Displaygröße: 7 Zoll (800×480)
- Vertikale Skalierung: 500 UV/Div
- Eingangsimpedanz: 1 Mega-Ohm
- Abtastrate:1x 1GSA/s, 2x 500MSA
- Gewicht: 3,5 kg
- Gute technische Werte zu einem vernünftigen Preis
- Bandbreite: 50MHz
- Displaygröße: 5,7 Zoll LCD Display (320 x 234 Pixel)
- Vertikale Skalierung: 2 mV ‑ 10 V/div
- Eingangsimpedanz: 1 Mega-Ohm
- Abtastrate: 500 MSa/s
- Gewicht: 2,4kg